Podcast-Service Stitcher wird in SiriusXM integriert

Ende August 2023 soll Schluss ein mit Stitcher, zumindest mit der Marke und einem eigenständigen Angebot. Dann wird auch die Stitcher-App, mit der man Podcasts abonnieren und hören kann, abgeschaltet. Auch wir von goneo haben über Stitcher inzwischen 99 Episoden des goneo-Webhosting-und-Webmacher-Podcasts verteilt.

Die Podcast-Szene hat sich stark verändert. Die Integration der Marke Stitcher in einen übergeordneten Konzernkontext ist ein Zeichen dafür.

Stitcher ist für Podcast-Hosting und -Vertrieb bekannt. Das Unternehmen wurde 2008 gegründet und hat seinen Hauptsitz in den USA. Besonders in einer Phase als auch in Deutschland Podcasts zunehmend populärer wurden, war Stitcher eine wichtige Plattform, mit der man RSS-Feeds verteilen konnte.

Wer Podcasts hören will, muss entsprechende Angebote zunächst einmal finden. Diesem Bedürfnis tragen Anbieter wie Stitcher Rechnung.

Inzwischen haben viele Plattformen Podcasts in ihre Services integriert, wie auch Spotify, die eigentlich vorrangig Musik streamen. Für Amazon Music gilt das gleiche. Das Wort „Pod“ hört man zuerst im SciFi-Film „Odyssee im Weltraum“ von 1968. Es bezeichnete eine kleines Shuttleschiff. Der Begriff „Podcast“ tauchte wohl zuerst 2004 in einem englischen Zeitungsartikel auf. Vorher sprach man gelegentlich von Audioblogs.

Recht früh dabei war Apple. Zunächst in iTunes (2005), später in IOS (2012) gab es eine Podcast-Sektion bzw. -App.

Das hat den Podcast-Zug ins Rollen gebracht: Man erreichte mit Podcasts, die ursprünglich thematisch eher nerdig angehaucht waren, ein breites Publikum. Die Inhalte waren in aller Regel kostenlos verfügbar.

Inzwischen dominieren Podcasts von Verlagen und Medienhäuser das Angebot, zumindest gemessen an der durch Likes und Kommentare erzeugten Sichtbarkeit auf den Plattformen. Entsprechend mussten die Inhalte massentauglicher werden.

Möglichkeiten zum Geldverdienen gesucht

Mittlerweile betreibt nahezu jede durchdigitalisierte Ex-Printmarke mindestens einen Börsen- oder Finanzpodcast und jeder Radiosender – egal ob öffentlich-rechtlich oder privat – einen mehr oder weniger expliziten Erotikpodcast.

Diese Entwicklung brachte mit sich, dass nun neue Monetarisierungsmöglichkeiten hoch im Kurs stehen. So versucht man, Werbe-Spots wie man sie aus dem klassischen Broadcast-Radio kennt, in Episoden unterzubringen.

Da man aber als Werbetreibender nicht weiß, wann jemand eine Episode hört, kann man den Spot nicht statisch in die Audiodatei integrieren. Würde die Episode gestreamt, wäre dies kein Problem – nur dann ist es eben kein Podcast mehr, sondern ein Streamingangebot.

Die andere Monetarisierungsidee läuft auf Abomodelle oder Premiumangebote hinaus. So könnte man Userinnen und User direkt zur Kasse bitten, ehe sie Zugriff auf Audioinhalte erhalten.

Um Werbespots zu schalten oder Abos zu verwalten, braucht man eine entsprechende Infrastruktur. Das kann SiriusXM mit seiner Streamingplattform ohnehin.

Was technisch hinter Podcasts steht

Frühere Macher von Podcasts haben seinerzeit dringend nach Serviceanbietern gesucht, bei denen sie Podcast hosten können. Ein Podcast besteht aus nichts anderem als aus einer Audiodatei in gewöhnlichem MP3 oder AAC-Format. Das was einen Podcast ausmacht, ist das periodische Erscheinen von Episoden.

Zusammengehalten wird das von einem sogenannten Feed. Das ist bei Podcasts eine Datei im RSS/XML-Format, im Grunde also eine Textdatei, die strukturiert Informationen enthält, wo die einzelnen MP3-Dateien eines Podcasts liegen (unter welcher URL sie heruntergeladen werden können), ergänzt mit einigen Angaben in Textform zu Themen, einer Inhaltsbeschreibung, Laufpläne, Dateigröße und dergleichen. Diese Feed-Datei macht einen Podcast aus.

So wie URL-Angaben in der Audiodatei integriert sind, so kann man als Podcast-Anbieter auch eine URL angeben unter der eine Grafik oder ein Bild liegt, sozusagen das Cover für den Podcas. Immer wenn eine neue Episode bereit steht, ändert man als Anbieter diese RSS/XML-Datei.

So sieht der Produktionsprozess einer Podcast-Episode aus: Aufnahme, Bearbeitung, Hosting, RSS-Feed, Verbreitung, Wiedergabe.
Schema: Produktions- und Lebenszyklus einer Podcast-Episode

Podcatcher

Die Software auf den Rechnern und Smartphones der Podcast-Hörer rufen diesen Feed regelmäßig ab, um zu prüfen, ob es eine Änderung gab. Falls ja, wird dem User oder der Userin signalisiert, dass eine neue Episode erschienen ist.

Die neue Audiodatei kann dann mit einem Podcatcher – so heißt die Klasse an Software-Anwendungen für Desktops, Notebooks oder Smartphones – heruntergeladen werden.

Danach kann man die Podcast-Episode anhören, sobald man Zeit oder ein Ohr dafür hat. Die beliebteste Nutzungszeit ist daher die Zeit auf der Straße oder auf der Schiene beim Pendeln von und zum Job.

Die Audiodatei an sich muss auf dem Speicherplatz eines über das Internet zugänglichen Servers liegen (so wie diese auch für Webhosting nötig ist).

Wer Podcasts anbieten will, braucht einen Hoster

Stitcher ist eine Plattform für Podcasts und Audioinhalte. Bekannte als auch unabhängige Podcasts sind dort gehostet, das heißt, auch die Audiodateien sind dort gespeichert und der Podcast-Anbieter wird beim Erstellen des Podcasts und neuer Episoden softwaremäßig unterstützt: Der RSS-Feed wird automatisiert generiert und muss nicht per Hand durch Editieren einer XML-Datei hergestellt werden.

Grundsätzlich ist es natürlich möglich, einen Podcast selbst zu hosten. Man braucht eigentlich nur einen einfachen Hosting-Account, auf den man die Audiodateien speichert.

Podcasting ist kein Streaming. In der Regel werden die Audiodatei in die Anwendung des Users geladen und lokal auf dem Endgerät gespeichert. Damit kann man die Episoden auch ohne WLAN-oder 5G-Verbindung hören.

Neue Podcast-Inhalte entdecken

Eine weitere Funktion von Full-Service-Anbietern wie Stitcher ist die Möglichkeit für Podcast-Konsumenten neue Podcasts zu entdecken. Es gibt thematisch sortierte Verzeichnisse, eine Suche und ein Bewertungssystem.

Seit Juli 2020 gehört das Unternehmen hinter Stitcher zu SiriusXM, bekannt für Audiostreaming und Satellitenradio-Pakete. Sirius betreibt Hunderte von Kanälen, die auf unterschiedliche Zielgruppen und Genres ausgerichtet sind.

Unter anderem ist das auch der bekannt-berüchtigte US-Talkmaster Howard Stern mit einer Show bei Sirius unter Vertrag. Die eine Hälfte seines Millionenpublikums sind Fans, die Stern hören, „weil sie wissen wollen, was er als nächstes sagt“, die andere Hälfte der Hörerinnen und Hörer hasst ihn und hört zu „weil sie auch wissen wollen, was er als nächstes sagt.“

Auch in Deutschland sah man, dass Prominente mehr Aufmerksamkeit auf die Podcast-Szene gezogen haben. Prototypisch dafür ist der „Fest & Flauschig“ – Podcast von Jan Böhmermann und Olli Schulz, mit dem sie bei Spotify unter Vertrag sind.

Prominente als Zugpferde

Für die Übernahme von Stitcher hat Sirius seinerzeit angeblich einen Kaufpreis von 325 Millionen US-Dollar bezahlt. Damit erwarb der Konzern die seinerzeit umfangreiche Podcast-Bibliothek und die Technologie von Stitcher und bekam eine Fuß in die Tür zur Podcastwelt.

Nun gliedert Sirius die Audioinhalte in die eigenen Abomodelle ein. Die bisher bei Stitcher gehosteten Podcasts sind dann mit der SiriusXM App zu hören. In den Abschieds-FAQ spricht Stitcher von einer „all-new listening experience later this year.“

Neue Kanäle zur Verbreitung von Podcasts

Gleichzeit heißt es in den FAQ, dass ein Teil des Stitcher-Teams, auch weiterhin Podcasts im Rahmen von Stitcher Studios und Earwolf Network produzieren werde. Die Stitcher App werde aber nach dem 29.8.2023 nicht mehr funktionieren, heißt es da.

Die Stitcher-Website wird ab dann weitergeleitet zu Pandora, das ebenfalls zu SiriusXM gehört und für die Musikanalysesoftware Genome bekannt ist. Allerdings ist Pandora in Deutschland nicht verfügbar.

Dass Stitcher als Distributionskanal für unseren Podcast ausfällt, stellt für uns kein Problem dar. Es sind neue Distributionsmöglichkeiten dazu gekommen, zuletzt auch Youtube. Die aktuellste Episode über Metas Twitter-Clone „Threads“ und das Fediverse haben wir bei Youtube als „Podcast“ eingestellt.

Das funktioniert bei Youtube wie eine Playlist, also eine Reihe an Videos. Und tatsächlich muss man für jede Episode, die im eigentlichen Sinne nur aus Audio besteht, ein Video generieren. Das erhöht den Produktionsaufwand ziemlich, aber wir testen diesen Kanal.

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