Teure blaue Haken

Wer seine Social-Media-Identität bestätigen will, muss künftig wohl auch bei Meta bezahlen. Das melden viele Medien zur Zeit. „Meta Verified“ heißt der neue Service. Bei Twitter versuchte Elon Musk schon zeitnah nach seiner Übernahme, den „blauen Haken“ als zusätzlichen Einnahmestrom zu etablieren. Nun zieht Meta in einigen Ländern, aktuell Australien und Neuseeland, nach. Weitere sollen folgen.

Es geht um Authentizität und Identität

Wer seine Identität im Internet schützen will, kann auf eine günstige Möglichkeit zurückgreifen: Die eigene Domain.

Die Preise für die Symbole, die einen Account auf einer Social-Media-Plattform als echt und authentisch auszeichnen sollen, liegen nach Medienberichten im Abomodell bei 8 US-Dollar (Twitter) und 11,99 US-Dollar (Meta) im Monat. Zusätzlich ist von Kundenservice, mehr Sichtbarkeit und Reichweite die Rede. Snapchat-User kennen bereits die Möglichkeit, so ein Abo-Modell zu nutzen. In Businessnetzwerken wie Xing oder Linkedin sind viele Features ohnehin nur mit einem kostenpflichtigen Premiumaccount zugänglich.

Bei Twitter sorgte die Möglichkeit, sich den blauen Haken zu kaufen, seinerzeit für einige Unruhe. Mit dem hastig eingeführten Bezahldienst konnte faktisch jeder seinen Account als bestätigt kennzeichnen lassen. Damit stand jedem Fake-Account die Möglichkeit offen, vorzugeben, man sei das Original.

Mehr Sichtbarkeit gegen Geld

In der Vergangenheit waren solche extra Symbole kostenlos, aber nur für Prominente mit hoher Reichweite auf Facebook oder Twitter vorbehalten. Mit dem Symbol signalisierten die Plattformen nach manueller Überprüfung, dass es sich um den offiziellen Account einer öffentlich bekannten Person oder eines Unternehmens handelt. Dazu musste man Unterlagen wie Ausweiskopien schicken.

Kaum eine Alternativ für Influencer

Etwa 0,5 Prozent aller User, so Brancheninsider, nutzen die Option. Für Influencer bleibt oft keine andere Wahl, da sie oft von Fake-Accounts kopiert werden. Dies betrifft insbesondere die Influencer, die auf Social-Media-Plattformen versuchen, Leads für einen eigenen Service oder ein digitales Produkt zu generieren.

So arbeiten Fake-Accounts

Fake-Accounts folgen aktiv anderen Usern, die sie als Kunden gewinnen wollen. Dieses Folgen wird den Accountinhabern signalisiert. Die User werden dann darauf aufmerksam und sich reflexartig den vermeintlichen Promi-Account zumindest ansehen. Die Schreibweise des Fake-Accounts ist im Vergleich zum Original nur wenig abgewandelt.

Zwar ist es möglich, Fake-Accounts bei z.B. Instagram zu melden, doch dürften viele Influencer gemischte Erfahrungen mit der Reaktivität der Plattformen gemacht haben. Grundsätzlich lassen sich die Kopierer auch rechtlich verfolgen und es gibt durchaus Auskunftsrechte gegenüber den Plattformen. In der Praxis wird dies ein müßiger Prozess sein. Die Kopierer sitzen irgendwo im Ausland, oft in Ländern, die nicht für Kooperation mit westlichen Ländern bekannt sind.

Betrugsgefahr durch Fake-Accounts

Manche Userinnen und User sehen aber nicht so genau hin und folgen mehr oder weniger automatisch zurück. Damit können dann Bots versuchen, per Dialog über Direktnachrichten Kontakt herzustellen – ein Mechanismus, der sich immer weiter automatisieren lässt dank AI, ML und Low-Code -Tools wie IfTTH oder Zapier.

Identität mit der eigenen Domain

Doch es gibt im offenen Internet eine andere Option, seine Online-Identität zu etablieren und zu schützen: Mit der Registrierung einer eigenen Domain.

Bei der Registrierung ist es auf Basis von weltweit gültigen Regularien erforderlich einen administrativen Kontakt anzugeben. Dahinter soll eine natürliche Person stehen. In aller Regel sind Domainregistrierungen nicht kostenlos verfügbar, so dass es jemanden geben muss, der regelmäßig dafür bezahlt und der grundsätzlich der Registry (der verwaltenden Ausgabestelle) namentlich bekannt ist.

Dadurch konnten sich zum Beispiel .de-Domains einen guten Ruf erarbeiten, da man grundsätzlich durch eine einfache Abfrage (whois) herausfinden konnte, wer Inhaber einer .de Domain ist. Von Ausnahmen wie .tk oder .vu abgesehen gilt das auch für andere Top Level Domains. Die DSGVO hat diesem Merkmal aber den Garaus gemacht.

TIP

Auch Influencer sollten aktiv eine eigene Domain kommunizieren und die Userinnen und User auf ihre Website lenken.

Für’s erste reicht unter Umständen schon eine Landeseite bzw. ein One-Pager aus dem Web Builder.

(Open AI generiertes) Symbollbild: Um die eigene Identität zu demonstrieren, hilft es, einen eigenen Domainnamen zu registrieren und in Social Media aktiv zu kommunizieren.

Zudem bieten Domainnamen einige Sicherheitsfeatures, die für vertrauensaufbauende Maßnahmen genutzt werden können. Wenn eine Domain mit einer Website verbunden ist, kann nicht nur der Datenverkehr zwischen Server und Browser des Users verschlüsselt übertragen werden. Mit einem SSL-Zertifikat wird auch ein Stück weit die Sicherheit erhöht , dass man tatsächlich mit dem Server verbunden ist, den man erreichen wollte.

Vertrauensbildende Maßnahmen

Der Domainname ist auch bei der E-Mail-Kommunikation ist das sehr hilfreich, wenn es darum geht, festzustellen, wer der Kommunikationspartner tatsächlich ist. Dies hält zwar viele Spammer nicht davon ab zu versuchen einfach unverlangte Werbemessages zuzuschicken, doch Antispammaßnahmen können an der Überprüfungen des absendenden Servers ansetzen.

Außerdem stellt das Domain Name System noch ein paar Mechanismen bereit, um die eigene Domain zu schützen.

Fazit

„Blaue Haken“ mit Kosten um 8 bis 12 US-Dollar im Monat auf diversen Plattformen erscheinen im Vergleich zu günstigen Domainregistrierungen teuer.

Ideal wäre, die sozialen Plattformen ließen es zu, eine stärkere Verknüpfung mit einem Domainnamen zu ermöglichen. Tun sie aber oft nicht.

Ein wenig tröstlich ist es, dass man bei der Registrierung regelmäßig eine E-Mailadresse angeben muss. So bekommt man wenigstens in Form der E-Mail-Adresse unter der eigenen Domain seine bestätigte Identität auf die Plattform. Diese E-Mail-Adresse fungiert dann oft auch als Login-Name. Allerdings wird die E-Mail-Adresse aber nicht nicht sichtbar für andere User der Plattform.

Da die Agenda einer Social Media-Plattform vorsieht, die User möglichst lange im Netzwerk zu behalten und die Nutzungszeit zu maximieren, wird man bestrebt sein, die Hyperlinks auf andere URLs zu vermeiden. So kann man in Instagrambeiträgen keine Links setzen und auf Facebook wird die Reichweite erfahrungsgemäß reduziert, wenn Posts Links enthalten.

So bleibt nur die offen zugängliche Profilbeschreibung (bei Instagram: „Bio“) als Möglichkeit, einen eigenen Domainnamen oder eine individuelle E-Mailadresse zu kommunizieren. Daher brauchen auch Influencer, die auf Social Media setzen, eine eigene Website.

Dies allerdings löst das nicht das Problem, dass die Social-Media-Identität einfach kopiert werden kann. Wahrscheinlich ist es für Influencer, die direkte Geschäfte mit Usern anstreben, am besten, sie schicken sie auf ihre Webseite unter der eigenen Domain. Um den Medienbruch nicht allzu tief zu gestalten, lässt sich eine eigene Domain in der Profilbeschreibung verlinken.

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