Auch das inzwischen traditionell im Spätjahr angesetzte weltweite Entwickler-Event von WordPress, „State of Word“, fand diesmal nur auf den Bildschirmen statt. In diesem Jahr war kein Publikum in einer Kongresshalle versammelt. Matt Mullenweg gab seine Keynote alleine in einem Studio zum Besten. Anwender konnten vorher Fragen einreichen, von denen einige während der virtuellen Session beantwortet wurden.
Zu sehen war der Stream über Facebook, Twitter und Youtube.
So stand „State of the Word 2020″ unter dem Motto „Working together, being apart„. Dies ist offenbar ohnehin gelebte Kultur bei WordPress. Die Bürofläche in San Francisco wurde schon lange vor Corona verkleinert. Viele Mitarbeiter arbeiten ohnehin von zuhause aus. Für die vielen Contributors gilt das ohnehin.
Im Jahr 2020 gab es drei Haupt-Releases:
- Die Version 5.4 enthielt als Neuerung einen „Welcome guide“ für neue Nutzer, brachte mehr Designtools, die Implementierung der Social Buttons, eine Möglichkeit für Datenschutzerklärungen und Codeoptimierung. Überhaupt, so hieß es, werde von Release zu Release etwa 5 bis 15 Prozent des Codes neu geschrieben.
- Das Auffällige bei Version 5.5 war der Höchststand an Beteiligten: 800 Contributors waren beteiligt. Die Neuerungen waren die Block patterns, womit das neue Paradigma der Blocks auf WordPress umgesetzt wurde. Außerdem war es zum ersten mal möglich, den Editor auf die ganze Bildschirmseite hochzuskalieren, so dass man während der Bearbeitung weniger abgelenkt wird. Eine weitere, wichtige Neuerung war das inline-Bearbeiten von Bildern.
- Mit 5.6, nach Jazzmusikerin Nina Simone benannt, wurde das Vorhaben umgesetzt, Updates für den WordPress-Kern automatisch ablaufen zu lassen. Plugins müssen sich per Passwort authentifizieren, wenn sie Zugriff auf Daten haben wollen. Zudem ist diese Version nun kompatibel zu PHP8, ermöglicht die Block-Herangehensweise auch im Header einer Seite beziehungsweise eines Beitrags. Neu ist, dass Inline-Änderungen an Grafiken und Fotos sich auf alle Vorkommen des betreffenden Bildes in der Site auswirken.
Bemerkenswert ist, dass das Release-Team für WordPress 5.6 ausschließlich aus Frauen und Personen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität – ein Novum, auch in der Open Source Welt, bestand.
Gutenberg: „most ambitious“
Wie zu erwarten war, war Gutenberg auch in diesem State of the Word ein wichtiges Thema. Es wird wieder als das ambitionierteste Projekt bei WordPress bezeichnet. Das Entwicklerteam spricht von vier Phasen. Die erste sei bereits abgeschlossen. Aktuell ist Phase 2.
In Phase 2 ist nun, so war das Ziel, blockweises Bearbeiten außerhalb eines Beitragskörpers möglich. Blöcke können gruppiert werden (Block patterns).
Die nächste Phase 3, die das Jahr 2021 betreffen wird, ermöglicht Kollaborations- und Workflow-Funktionen. Damit soll es möglich sein, nachzuvollziehen, welcher Bearbeiter wann welche Änderungen mit welchen Kommentaren vorgenommen hat.
Phase 4 ist wohl noch um einiges unkonkreter und visionärer. So ist von einer integrierten Mehrsprachigkeit des Webauftritts die Rede.
Man kann damit rechnen, dass sich die Aufzeichnung auch bald auf WordPress TV finden lässt. In der Regel dauert es ein bis zwei Wochen ehe die Inhalte von Word-Camps bereit stehen.
Roadmap und Releases für 2021
In den gezeigten Betaversionen wird klar, dass WordPress weiter den Weg Richtung Website-Baukasten fortsetzen will. Unterdessen zeichnet sich auch für 2021 eine Roadmap ab.
So ist im März 2021 mit WordPress 5.7 zu rechnen. Ende des nächsten Jahres soll es dann eine Version 6.0 geben, wobei die Änderungen viel stärker als früher eher kleinschrittig erscheinen. Mit einem großen Sprung ist von 5.x auf 6.0 aus heutiger Sicht nicht zu rechnen.
WordPress erlernen
Auf https://learn.wp.org und learn.wordpress.org ist ein E-Learning-Umfeld entstanden, das aktuell offenbar nur auf Englisch verfügbar ist. Hier werden typische Fähigkeiten vermittelt, etwa wie man WordPress optimiert oder WordPress installiert (bei goneo geht dies einfach mit clickStart).
Lockdown, E-Commerce und ökonomische Umwälzungen treiben WordPress an
WordPress ist längst zum Ökosystem geworden. Der Marktanteil läuft aktuell auf 40 Prozent zu, wobei im COVID19-Krisenjahr 2020 WordPress noch mehr Schwung aufnehmen konnte.
Mit dem WordPress-eigenen Plugin WooCommerce seien 20 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert worden, so Mullenweg in der Präsentation. Als herausragende Beispiele für die Leistungsfähigkeit des CMS wurden Marginal Revolution (Branche: Wirtschaft) und Tonal (Branche: Home Fitness) genannt.
Five for the Future
Open Source Entwicklercommunities können regelrecht ausbrennen. Auf der einen Seite gibt es viele Nutzer, auf der anderen vergleichsweise wenige Entwickler, die aktiv zur Weiterentwicklung beitragen. Das Five for the Future – Programm entstand schon 2014 und war in diesem State of the Word erneut Thema. Man solle als Nutzer fünf Prozent seiner Schaffenskraft aufwenden, um zu WordPress beizutragen. Dafür kann man sich als individuelle Person oder als Organisation registrieren.