Im Frühjahr 2019 haben wir einige unsere Kunden, die eine Website bei goneo betreiben, eingeladen, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Wir wollten wissen, wie Webseitenbetreiber die Situation des Word Wide Webs einschätzen, welche Chancen und Herausforderungen sie für die nächste Zukunft sehen und wohin sich das Web entwickeln könnte.
Über 450 Leute haben sich beteiligt. Die Ergebnisse haben daher eine gewisse Aussagekraft. Sie sind somit zumindest für die Kundschaft von goneo und deren Websites repräsentativ, was die abgefragten Einstellungen angeht. Sicherlich lassen sich die Ergebnisse verallgemeinern, wenn man berücksichtigt, dass es sich bei diesen Webseitenbetreibern vornehmlich um User handelt, die eher dem Bereich SME, oder auf deutsch: kleines oder mittleres Unternehmen oder Kleinstunternehmen, zuzuordnen sind.
Einen ersten Teil der Ergebnisse haben wir bereits im Rahmen eines Blogposts und einer Podcast-Episode veröffentlicht. In diesem Part beleuchteten wir eher interne Faktoren, die sich als Herausforderung oder Chance stellen. Im zweiten Berichtsteil wollen wir nun stärker auf externe Faktoren eingehen, auf die der Webseitenbetreiber selbst wenig bis keinen Einfluss hat.
Welche Faktoren und globale Trends Webseitenbetreiber für die nächste Zukunft für bedeutsam halten – und welche nicht
In diesem zweiten Teil der Umfrage ging es uns darum, die Teilnehmer nach ihrer Einschätzung zu befragen, wie relevant sie zentrale Themen einschätzen, die die Entwicklung des Word Wide Webs kennzeichnen.
Wir stellten dazu einige dieser Trends und Entwicklungen vor. Die Probanden sollten eine Einschätzung vornehmen, wie relevant sie diese in Zusammenhang mit ihren Onlineaktivitäten sehen. Die Relevanz sollte auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht relevant) bis 5 (überaus relevant) beurteilt werden. Man konnte die Fragen einzeln überspringen. So gibt es einen deutlichen Anteil an Nichtantwortern, der allerdings pro Frage schwankt.
Steigende Erwartungen der User an eine Website
Ein wichtiger Punkt ist, dass User latent oder auch offen gewisse Ansprüche an eine Website stellen, egal wie wichtig diese ist. Zu diesen Erwartungen gehören Usability, Design, vor allem auch responsives Design, das sich an die Größe des Bildschirms des Endgerätes anpasst sowie die Ladezeit und viele weitere Kriterien.
Erwartungsgemäß sieht die Mehrzahl der befragten Webseitenbetreiber dies als Herausforderung. Dies spiegelt sich in der Mehrzahl der Nennungen in 3 von 5 oder 4 von 5 Punkten auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht bedeutsam) bis 5 (überaus bedeutsam) wider.
Technologische Entwicklungen als besonders bedeutsam beurteilt, Marktumfeldentwicklungen hingegen kaum
Eine ähnliche Response sahen wir auf die Frage nach der eingeschätzten künftigen Bedeutsamkeit neuer technologischer Standards, sei es bei den serverseitig eingesetzten Technologien wie PHP oder MySQL oder auch Javascript bzw. den häufig verwendeten Frameworks.
Neue technologische Standards für Websites
Ganz anders wird die Bedeutung der zunehmende Zentralisierung im Web und Internet beurteilt. Nicht viele Webseitenbetreiber sehen dies als problematisch oder herausfordernd an.
Zentralisierung und Konsolidierung in der Internetbranche
Möglicherweise haben auch nur wenige Teilnehmer die Effekte, die von den Großen der Internetbranche ausgehen (Google, Amazon, Facebook, Apple…. kurz: „GAFA„) auf die Relevanz zur eigenen Website beziehen können.
In völligem Kontrast dazu steht die Beurteilung der Mobile Apps und deren Verbreitung in Bezug auf die eigene Website. Dass immer mehr Inhalte in Apps eingesperrt werden, sehen viele als Herausforderung.
Mobile Apps
Entsprechend schätzten knapp 20 Prozent der Befragten Mobile Apps als relevant ein und klickten 3 von 5 (19 Prozent), 4 von 5 (18 Prozent) oder sogar 5 von 5 (15 Prozent) an.
User, die sich im Web bewegen, sind vielerlei Gefahren ausgesetzt. An erster Stelle könnte man Phishingversuche nennen oder Betrugsversuche im E-Commerce (Fake-Shop-Seiten).
Datenmissbrauch, Phising, Hacks, Fake News: Schwindendes Vertrauen in Onlinemedien und Onlineservices?
Webseitenbetreiber selbst sehen sich gelegentlich Hacking- DDoS-Attacken ausgesetzt. Unter’m Strich könnte das zu einer verschlechterten Vertrauenslage führen, wenn User nicht mehr davon ausgehen können, dass ihre Daten im Web sicher sind. Allerdings sehen die meisten der von uns befragten Webseitenbetreiber in diesem Punkt kein Problem.
Ähnlich irrelevant beurteilen die meisten, dass sich die Zugangsgeschwindigkeiten durch die steigende Durchdringung des Marktes mit 5G-Zugangsmöglichkeiten im Mobile-Bereich sowie durch Glasfaser am Haus im stationären Umfeld beschleunigen werden.
Relevanz von 5G und Glasfaser (FTTH) für die eigene Website
Möglicherweise sehen die Betreiber der Websites darin mehr Chancen als Herausforderungen für sich. In diesem Teil der Umfrage wurde ja eher nach Herausforderungen gefragt.
Auch die Möglichkeit, personenbezogene Daten für Personalisierungen zu nutzen, wurde eher als wenig bedeutsam eingestuft, obwohl das Antwortverhalten hier etwas gemischter ist.
Personenbezogene Daten für Personalisierung von Inhalten auf der eigenen Website?
Zum einen muss man dazu bemerken, dass die technischen und organisatorischen Hürden zur sinnvollen Nutzung rech hoch sind. Zum anderen reagieren Internetnutzer keineswegs immer positiv auf offensichtliche Nutzung von Daten, die dann auf einer Website für persönliche Ansprachen und Vorschläge verwendet werden. Ein Teil der User fühlt sich regelrecht überwacht.
Mit dem Hypethema Künstliche Intelligenz können Webseitenbetreiber aktuell offensichtlich ebenfalls wenig anfangen. Die meisten sehen keine Relevanz für sich.
KI für die eigene Website – wie relevant ist das?
KI und Maschinelles Lernen ohne Relevanz für inhaltegetriebene Websites
Ein ganz ähnliches Bild ergibt sich, wenn man gezielt nach der Relevanz von Methoden aus dem Bereich Künstliche Intelligenz fragt, nämlich nach Maschinellem Lernen.
Maschinelles Lernen für Websites?
Online-Werbung wird teurer – egal?
Offenbar verzichten die meisten Webseitebetreiber, die sich an der Umfrage beteiligt haben, darauf, Webseitenbesucher gegen Geld einzukaufen. Dies lassen die Nennungen zur Frage nach der Relevanz für Kosten der Online-Werbung vermuten.
Grundsätzlich wird die Notwendigkeit, für genügend Besucher zu sorgen ja als Herausforderung angesehen, Google Ads oder Facebook Werbung scheint für die wenigsten eine Option zu sein. Das könnte man daraus schließen, dass für die meisten die Preisentwicklung der Online Werbung egal ist. Umgekehrt könnte man daraus auch schließen, dass Modelle wie Google Adsense kaum als Refinanzierung eingesetzt werden.
Eigentlich müssten auch Affiliateprovisionen unter diesem Aspekt betrachtet werden: Webseitenbetreiber würden bei steigenden Kosten für Provisionen eigentlich profitieren.
Weniger einig sind die die Webseitenbetreiber bei der Frage, wie relevant der Zugang zu notwendigem Wissen aus den Bereichen Technologie, Marketing und Recht einzuschätzen ist. Die Anzahlen der gegeben Antworten auf der Skala von 0 bis 5 sind hier recht gleich verteilt.
Know How ist relevant
Webseitenbetreiber haben ein waches Auge auf Entwicklung im Datenschutz- und Urheberrecht
Aus dem ersten Teil des Fragebogens gewannen wir die Einsicht, dass die meisten der von uns befragten Webseitenbetreiber ihre Site alleine aufbauen und betreuen. Daher ist für die meisten der Zugang zu qualifiziertem Personal irrelevant.
Fachkräftemangel und Globalisierungstendenzen sind für Webseitenbetreiber irrelevant
Gleiches gilt für Internationalisierung und Globalisierung. Für die meisten Betreiber einer Website steht Deutschland als Markt wohl im Zentrum aller Bemühungen.
Ganz anders bei der Frage, wie relevant denn die rechtlichen Rahmenbedingungen sind. Bei Themen wie Datenschutz, E-Privacy oder Urheberrecht reagieren die Webseitenbetreiber schon empfindlicher und messen diesen Aspekten deutlich mehr Bedeutung bei.
Nichttechnische Rahmenbedingungen fordern Aufmerksamkeit
Fazit
Sich abzeichnende Entwicklungen, die die Webtechnologien unmittelbar betreffen, werden von den befragten Webseitenbetreibern offenbar deutlich relevanter beurteilt als Veränderungen in den Rahmenbedingungen oder im Marktumfeld. Es sieht ebenfalls so aus als würde der zündende Idee, wie man Künstliche Intelligenz in Form von Maschinellem Lernen im Webbereich nutzen könnte, noch fehlen. Möglicherweise wird der Bedarf aber auch als gering eingeschätzt, so dass kaum jemand erwartet, dass KI in diesem Bereich einen Mehrwert liefern könnte.
Bei rechtlichen Rahmenbedingungen und Veränderungen in diesem Bereich werden Webseitenbetreiber allerdings hellhörig. Zu tief sitzt eventuell noch das Überraschungsmoment, dass die Scharfschaltung der Datenschutzgrundverordnung 2018 mit sich brachte.
Meiner Meinung nach werden die Möglichkeiten von KI überschätzt, aber eben auch die Voraussetzungen. Wir werden KIs bald an vielen Stellen finden – und sie werden in der Regel so dämlich sein, dass wir gar keine KI dahinter vermuten. Neuronale Netze sind sehr interessant und relevant – aber eben kein Hexenwerk.