Brexit auf Domainebene: In einem neuen Vorschlag der Europäischen Kommission werden nun politisch gewollte Veränderung für den Betrieb der .eu-Domain angerissen. Ein wichtiger Punkt dabei ist, wie mit Domainnamen unter der Top Level Domain .eu nach dem Austritt Groß Britanniens aus der Europäischen Union verfahren werden soll. Auch gemäß der aktuellen Registrierbedingungen verlieren .eu-Domaininhaber im vereinigten Königreich ihren Anspruch auf so eine Domain.
Unter Punkt 4 des aktuellen Vorschlagpapiers heißt es, dass die .eu-Domain allen Einwohnern und Oragnisationen wie Unternehmen der Europäischen Union zur Registrierung offen stehen soll.
„The .eu TLD should provide a clearly identified link with the Union and the European market place. It should enable undertakings, organisations and natural persons within the
Union to register a domain name under the .eu TLD. Union citizens should be allowed to register a .eu domain name, regardless of their place of residence.“
Ab März 2019 sind die Einwohner Groß Britanniens jedoch keine EU-Bürger mehr und auch britische Unternehmen, die sonst nicht in der EU tätig sind, könnten somit keinen Anspruch auf eine .eu-Domain mehr begründen.
Der Branchenverband Eco nennt die Zahl von 300.000 .eu-Domains , die von Unternehmen, Organisationen und Personen, die eine Adresse in Groß Britannien angegeben haben, registriert sind.
Ende April 2018 erschien eine Ankündigung der EU-Kommission, nach der am 29.März 2019 diese .eu-Domains abgeschaltet werden. Dieses Ansinnen blieb jedoch nicht ohne Widerspruch: Eine Reihe von Unterzeichnern hat darauf aufmerksam gemacht, dass ein einfaches Abschalten dazu führen könnte, dass sich Domaingrabber attraktive Domainnamen unter .eu sichern und so Verbraucher in die Irre führen könnten.
Zwar ist die .eu-Domain nur in seltenen Fällen die Domain, mit der Unternehmen oder andere Organisationen Onlineshops oder große Sites betreiben. Hierfür wird eher die nationale Country-Code Top Level Domain verwendet, wie etwa .de oder .uk. Rein kommerziell wird der Schaden für britische Unternehmen und Privatleute im Großen und Ganzen wohl begrenzt sein. An einigen .eu-Domains dürften aber dennoch zumindest ideelle Werte hängen.
Aktuell können laut Geschäftsbedingungen Unternehmen oder Organisationen mit satzungsmäßigen Sitz, Hauptverwaltung oder Hauptniederlassung innerhalb der Europäischen Union, Norwegen, Island oder Liechtenstein hat eine .eu-Domain registrieren. Gleiches gilt auch für natürliche Personen mit Wohnsitz innerhalb der Europäischen Union, Norwegen, Island oder Liechtenstein.
Ob britische .eu-Domaininhaber die .eu Domain zum Brexit-Termin tatsächlich verlieren, ist noch nicht entschieden. Dies teilt auch die Vergabestelle so mit. Aktuell werden die .eu-Domains von EURid ausgegeben und verwaltet.
Die EURid ist eine nichtkommerzielle Organisation, die auf Basis von EU-Recht (einer Verordnung) etabliert worden ist und ihren Sitz in Brüssel hat. Die Top Level Domain wird behandelt wie eine ccTLD, eine Länderdomain wie .de. Zum Ende des dritten Quartals 2018 meldet EURid 3 .747.879 in ihrem Development Report und ein Wachstum von 173.187 .eu Domains in diesen drei Monaten.
Damit ist die .eu-Top Level Domain die sechstgrößte county-code Top Level Domain gemessen an der Zahl der Registrierungen hinter .cn (China, 20,8 Mio.), .de (Deutschland, 16,2 Mio.), .uk (Groß Britannien, 11,9 Mio.), .nl (Niederlande, 5,8 Mio.) und .ru (Russland, 5,1 Mio.).
Die meisten .eu-Domaininhaber haben ihren Sitz in Deutschland, Niederlande und Italien.
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