Der Firefox-Browser Hersteller Mozilla (als Stiftung organisiert), hat angekündigt, einen stimmengesteuerten Browser zu entwickeln. Das berichten verschiedene Onlinemedien. Die Inititative könnte die Popularität von Sprachein- und Ausgabe bei der Suche nach Informationen oder Nutzung von Webinhalten beflügeln. Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
Dieser von Mozilla initiierte Sprach-Browser wird unter dem Projektnamen Scout entwickelt, berichten Medien. Einen Termin für eine Veröffentlichung gibt es allerdings noch nicht.
Auf Entwicklerkonferenz in San Francisco vorgestellt
Journalisten entdeckten einen entsprechenden Agendapunkt bei der „All-Hands-Konferenz“ von Mozilla in San Francisco (Passwort-geschützt). Offenbar ist das Projekt in einem sehr frühen Stadium, da auch auf den eigenen Mozilla-Webseiten nichts über diese Initiative zu erfahren ist. Daher könnte der Vorstoß auch rein experimentell sein und nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
Ziel womöglich: Marktanteile zurückholen
Für Mozilla könnte dies einen Chance sein, verlorene Marktanteile im Browserbereich zurück zu erobern. Die Neuentwicklung von Firefox, die den Fokus auf Verarbeitungsgeschwindigkeit legte, konnte die Dominanz von Google Chrome nicht brechen. Auch die Betonung von Privatsphäre und Antitracking-Features brachte keine Trendwende.
Alexa, Siri, Cortana: Spracheingabe kennt man bereits – meist vom Smartphone
Sprachbasierte Eingabe ist an sich auch für User eines Desktop-Computer oder eines Notebooks nichts Ungewöhnliches. Auf diesen Plattformen feierte der Firefox die größten Erfolge. Doch diese Zeiten sind vorbei. Chrome hat die Browserkriege erst einmal gewonnen.
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Browser-Sprachsteuerung für Notebooks und Desktops
Google Chrome beherrscht die Spracheingabe für Suchanfrage schon länger. Der Browser springt auf die Sprachsuche an, wenn man die Worte „ok, Google“ ausspricht, vorausgesetzt, man gestattet dem Browser Zugriff auf das Mikrofon. Auch Betriebssysteme wie MacOS (Siri) und Windows (Cortana) ermöglichen diverse Sprachfunktionen. Im mobilen Bereich sind solche Assistenten ohnehin schwer wegzudenken.
Ein in diversen Berichten zitierter Mozilla-Sprecher gab ein Anwendungsbeispiel. Man soll dem Voice-Browser ein Kommando geben können wie: „Hey Scout, lies mir den Artikel über Polarbären vor.“ Während Sprachein- und Ausgabe für Smartphones üblich ist, holt Mozilla die Sprachsteuerung auf den Desktop.
Inhalte-Konsumverhalten wird sich ändern – die Frage ist, wie?
Es ist nicht zu übersehen, dass Sprachein- und ausgabe intelligenter Endgeräte immer populärer und sicher die die Art und Weise wie Webinhalte genutzt werden verändert werden. Die Frage ist nur, in welche Richtung dies geschieht.
Populär ist derzeit Alexa von Amazon auch den Echo-Produkten. Alexa ist als persönlicher Assistent positioniert, doch in der Praxis zeigt sich, dass der Produktverkauf und die Medienabspielfunktionen die wichtigsten implementierten Features sind. Erst danach kommen Funktionen wie Timer, Websuche oder Terminerinnerung. Andere Assistenten wie Siri eignen sich fast nur dazu, das Endgerät oder Home-Geräte zu steuern.
Was sollten Webseitenbetreiber bedenken?
Das Slate-Magazin hat die Fragestellung nach der Änderung des Inhaltskonsumverhaltens aufgegriffen. Demnach sei Sprachsteuerung noch eine Nischenanwendung. Mit Scout von Mozilla könnte dies sich aber ändern, schreibt die Autorin des Beitrags „How Will Voice Control Change the Web Browser?“:
Die Idee klingt also bisher nach Sprachsteuerung eines Browsers statt Sprachsuche wie im Falle von Google. Allerdings überlappen sich die Nutzungsszenarien sehr. Offenbar aber will Mozilla vorrangig die freihändige Browsernutzung ermöglichen.
Auch im aktuellen Mary Meeker’s Report spielt Sprachsuche eine Rolle
Auch in unserem Beitrag über zu erwartende Veränderungen im Web (Podcast dazu) spielt die Informationssuche über Spracheingabe eine Rolle, was in der Praxis oft dazu führt, dass der User sich mit einem Treffer, der dann zum Teil vorgelesen wird, begnügt oder begnügen muss, gerade im mobilen Einsatz, wenn man nicht nur die Hände gerade nicht frei hat, sondern die Augen auf ein anderes Geschehen richten muss.
Anders als auf einer visuell optimierten Suchergebnisseite fällt eine Navigation per Sprache viel schwerer. Das mag auch für weiterführende Links gelten, wie man sie auf herkömmlichen Webseiten gewohnt ist. Ein Klick per Maus an der entsprechenden Stelle ist leicht auszuführen. Es ist vergleichsweise komplizierter, eine Nachfrage zu stellen oder die Anweisung zu formulieren, einem gewünschten Link zu folgen, vor allem da man im gesprochenen Text gar nicht mitbekommt, welche Teil verlinkt sind.
Ziel für Webseitenbetreiber: Liefere Top-Suchergebnis auf Position eins, das sich leicht in Sprache ausgeben lässt
Ziel wird es für Webseitenbetreiber künftig sein, die oberste und wichtigste Suchergebnisposition zu erzielen, insbesondere für das wichtigste Keyword, mit dem heute die meisten User aus der Suche auf der Seite landen. Man darf annehmen, dass dieser Treffer dann auch als Treffer für Sprachsuchen verwendet wird. Allerdings muss dieser Treffer dann auch Informationen liefern, die sich maschinell leicht in Sprache umsetzen lassen und sehr, sehr knapp gefasst sind. So sind nur wenige Sätze als Ergebnislieferung optimal. Die Herausforderung wird dann auch sein, eine Handlungsaufforderung unterzubingen, um den verbalen Suchmaschinentraffic auf die eigene Site zu bringen oder wenigstens den eigenen Markennamen im Gedächtnis des suchenden User zu verankern.
Fazit: Herausforderung Conversion – Vorteil für Amazons Alexa
Letztlich geht es vielen Webseitenbetreibern um eine Conversion: Der Interessent soll möglichst Kunde werden, etwas bestellen oder einen Newsletter abonnieren etc. Dies gilt auch für die Nutzung der Spracheingabe bzw. Sprachsuche.
Wenn der der Nutzer im Spracheingabemodus bleiben will, wäre es ideal, wenn das nachgefragte Produkt gleich per Sprache bestellt werden könnte. Diese Customer Journey hat Amazon in Alexa schon recht gut abgebildet. Es ist zu erwarten, dass die anderen Plattformen wie die von Apple oder Google bald nachziehen. Kleinere Anbieter müssen sich da noch einiges einfallen lassen: Der User sollte möglichst vorher schon registriert sein – oder die Daten werden nach Bedarf von irgendwoher bereitgestellt. Auch die Bezahlung sollte ohne Probleme und Handeinsatz möglich sein.