In Episode Nummer 40 des goneo Webmacher Podcasts beschäftigen wir uns ein wenig mehr mit den Metaebenen und sehen uns die in Konferenzen und Reports prognostizierten Veränderungen aus der Helikopterperspektive an.
Im Frühsommer 2018 fanden eine Reihe von Konferenzen statt. Dazu gehört die SXSW in Austin, Texas, die Republica in Berlin, die Webinale in Berlin und sicher auch die Cebit.
Viel Aufmerksamkeit bekommt auch der jährlich erscheinende Mary Meekers Report zum Zustand des kommerziellen Internets.
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Wir wollen, dass du möglichst viel rausholst und bringen dir daher wöchentlich eine neue Episode im goneo Webmaster Podcast – für alle Webseitenbetreiber, gerade auch für all die vielen Freelancer, Mikrounternehmen und kleinen Organisationen.
In letzter Zeit gab es viele Dinge, die uns angetrieben haben. Dinge, die von außen auferlegt wurden und unsere Aktivität beansprucht haben. Dazu gehört sicher die DSGVO, aber auch Fragen wie: Wie ist das nun mit Facebook Fanpages, kann ich die noch betreiben ohne mitverantwortlich gemacht zu werden und wie verhalte ich mich da richtig. Oder nun aktuell die Diskussion um ein europäisches Urheberrecht und Leistungsschutzrecht, das die Frage tangiert, wie es sich künftig mit Links verhält, die auf Presse- und Verlagsprodukte verweisen.
Auch in der letzten Episode ging es um die Webmaster-Praxis. Wir gingen der Frage nach: Woran liegt es eigentlich, dass so viele Websites, die auch mit großer Motivation gestartet wurden, unter ihren Möglichkeiten bleiben? Dazu mehr in Episode 39 im goneo Webmacher Podcast.
Im Frühjahr fand aber auch einige Konferenzen und Veranstaltungen die Technologiethemen und Internetthemen allgemeiner behandelt haben. Sicher kann man da auch die Cebit dazuzählen, die sich ja in diesem Jahr erstmals auch als Festival definiert hat, so wie SXSW in Austin (Texas) in den USA oder das Cloudfest in Rust, um Dimensionen zwar, aber eben in Deutschland. Zudem hatten wir Republica und die Webinale in Berlin.
Einmal jährlich veröffentlicht eine Analystenfirma, Kleiner Perkins, einen Report, der als „Mary Meeker’s Report“ immer für Aufsehen sorgt. Mary Meeker ist da Partnerin bei Kleiner Perkins. Sie ist Risikokaptalgeberin und sitzt heute in vielen Aufsichtsräten großer Internetfirmen. Schon 1995 erschien ihr Buch „The Internet Report“, ein Jahr später „The Internet Advertising Report“.
Kein Wunder also, dass dieser Report immer mit großen Interesse rezipiert wird. Es gibt da 294 Slides.
Vieles Aspekte sind aus amerikanischer und nur ganz wenig aus europäische Perspektive beleuchtet. Das macht die Aussagen aber nicht falsch. Man muss eben vielleicht anerkennen, dass die marktbestimmenden oder auch marktbeherrschenden Unternehmen amerikanisch sind: „GAFA“ nennt man die Großen ja auch: Google/Alphabet, Apple, Facebook, Amazon. Intel könnte man dazu nehmen, Microsoft und in Zukunft oder auch schon ab jetzt chinesische Konzerne: Alibaba, Baidu, Tencent, Xiaomi. Ein europäisches Unternehmen, das man hier mit nennen müsste,findet sich eventuell in Spotify – Sitz ist in Schweden, nur ist Spotify nicht in dieser Größenordnung einzureihen.
An die Spitze im Consumer Bereich wird mit neuen Produkten aus Europa kaum mehr kommen können. Chancen ergeben sich eventuell im B2B Bereich oder mit Inhalten. Oder es gelingt mit AI, also künstlicher Intelligenz. Ansonsten ist es schwer vorstellbar, dass es ein neues deutsches soziales Netzwerk mit umfassender Bedeutung gibt, so wie es die VZs vielleicht einmmal waren. Oder einen deutschen Messenger? Nicht unmöglich, aber es erscheint nicht wirklich realistisch.
Man kann Nischen bedienen, versuchen, Dinge zu optimieren. Es gibt da immer wieder Möglichkeiten, auch wenn diese nicht das Next Big Thing im Web darstellen werden. Für neue experimentelle Projekte, gerade im Content- oder E-Commerce-Bereich, eignen sich Webhostingprodukte sehr, sehr gut.
Wenn man sich heute als ein in Deutschland tätiges, kleineres Internetunternehmen versteht, vielleicht eine Website betreibt oder auch einige mehr, worauf sollte man sich denn nun einstellen?
Wenig überraschend dürfte eine Erkenntnis des Mary Meeker – Reports sein wonach die Techbranche weiter wächst. Die Internetdurchdringung steigt auf globaler Skala und liegt nun bei 49 Prozent. Das heißt aber auch: Wer neu in Märkte eindringen will, dürfte es schwerer haben als bisher, wenn nun die zweite Hälfte der 100 Prozent zu erschließen sind.
Zudem steigt auch die Bedeutung der Tech- und Internetbranche in den USA. 25 Prozent aller Ausgaben in Forschung und Entwicklung, entfallen auf Tech/Internetunternehmen.
Allerdings gibt es auch einige Entwicklungen, die man so nicht erwartet hätte: Die Zahl der Auslieferungen neuer Smartphones stagnierte 2017 zum ersten Mal. Dazu muss man aber auch sagen, die Zeit, die die Leute global aufwenden, um sich mit dem Smartphone zu beschäftigen, weiter steigt. Das heißt für uns Webmacher: Apps machen, mobiloptimierte Websites oder Progressive Webapp herstellen.
Dabei ist auch Mobile Payment wichtig. Die User schauen sich also nicht nur die Produkte online mobil an. Sie wollen auch kaufen, und es ist nicht so schön, mobil eine IBAN Nummer einzugeben. Wer also im E-Commerce unterwegs ist, braucht da bessere Lösungen.
Auch wichtig: AI – künstliche Intelligenz in Produkten. Dazu muss man fragen, wo denn Innovation in den Produkten möglich ist? Die Antwort lautet meist, mithilfe von AI. Doch AI ist ein zweischneidiges Schwert. Damit sind Dinge möglich wie Personalisierung, bessere Empfehlungen, auf Interessen zugeschnittene Inhalte. Ohne AI wäre es sehr schwer aus dem umfangreichen Gesamtangebot in Musikstreamingdiensten oder auf Netflix persönlich passende Produkte zu finden, man würde sich totscrollen oder hätte bald einen Krampf im Daumen vom Wischen.
Auf der anderen Seite setzt das Datenerhebung und Datensammlung voraus. Blöderweise braucht man sehr viel an Daten für maschinelles Lernen, je mehr desto besser, denn desto größer ist die Vorhersagekraft und die Genauigkeit der Prognosen. Aber gerade die Datensammlung wird nun zunehmend. Stichworte Privacy und DSGVO.
Mary Meeker formuliert das als „privacy paradox“: Der User wolle demnach Mehrwert in den Produkten, Innovation, aber auch Schutz seiner Privatsphäre. Das ist ein Dilemma.
Natürlich verstärken sich die Rufe nach Regulation, auch im Datenschutzbereich. Hier sieht man gerade bei der DSGVO: Eigentlich richten sich neue Vorschriften gegen große Konzerne wie Facebook oder Google. Aber die kleinen Unternehmen, auch wir Webseitenbetreiber, sind da mit betroffen und müssen nun vieleitige Datenschutzerklärungen anbringen oder Consentfenster programmieren, die den User nerven, weil er sie wegklicken muss eh er das Angebot nutzen kann.
Im E-Commerce-Bereich hat sich im Userverhalten einiges verschoben. Wer heute ein bestimmtes Produkt sucht und online bestellen will, tut das oft direkt bei Amazon ohne vorher eine Suchmaschine zu nutzen. Amazon ist sozusagen zur Produktsuchmaschine geworden. Es kursieren Zahlen von 49 Prozent, bei Google suchen 36% nach einem konkreten Produkt, um es dann zu kaufen.
Social Media Plattformen sind ebenfalls wichtiger geworden. Die User und Kunden sehen ein Produkt auf Facebook oder Instagram und kaufen direkt auf diesem Weg, also per Klick auf einen Link. Auch da gibt es Zahlen: In einer Erhebung gaben 44 Prozent der Befragten an, sie hätten ein Produkt gesehen und später dann gekauft. Elf Prozent sagten, die hätten es sofort gekauft. Der Rest, 45 Prozent, verzichtete auf einen Kauf.
Die Social Media Plattformen scheinen bei der Vermarktung von Produkten also an Bedeutung gewonnen zu haben. Dazu zählen Facebook, Instagram, Pinterest und auch Twitter (zumindets wohl in den USA). Hier kommen die Influencer ins Spiel. Reise, Mode sind beliebte und funktionierende Themen. Dies war auch ein Punkt bei Digital Friday bei der Cebit 2018, in dieser dTalk/Signals-Reihe.
Überhaupt: Bei Facebook liegt die Durchklickrate auf gezeigte Produkte bei drei Prozent. Das ist recht viel. Facebook ist eine Verkaufsmaschine, wenn man so will. Das spiegelt sich auch in Indikatoren wie Umsatz pro User. Der liegt bei Facebook aktuell (2017) bei 34 Dollar pro User. 2015 waren das noch 16 Dollar.
Das bedeutet auch, dass man an Facebook nicht vorbeikommt, wenn man online etwas verkaufen will, auch an Google nicht – beide zusammen beherrschen einen Großteil des Werbemarkts, und nun kommt auch Amazon noch dazu und baut an auch an einem Ad-Netzwerk.
Was vielleicht noch bemerkenswert ist: Man muss sich als Webseitenbetreiber nun auch um die Sprachsuche kümmern. Tendenziell sieht es ja so aus, dass bei einer Anfrage an Siri, Alexa oder Google Assistant nur eine Antwort zurückgegeben und ausgesprochen wird und nicht wie in der Websuche eine ganze Liste an Treffern.
Interessant ist womöglich auch, was nicht im Mary Meeker’s Report steht: VR und AR kommen praktisch gar nicht vor. Offensichtlich sehen die Analysten keine Breitenwirkung. Offensichtlich misst man virtueller Realität oder erweiterter Realität keine disruptiven Eigenschaften zu.