Auf WordPress.org hat die Stiftung hinter dem wohl meistverwendeten Open Source Content Management System der Welt die Ergebnisse einer Nutzerbefragung veröffentlicht. Über 15.000 Teilnehmer haben den Onlinefragebogen ausgefüllt.
In dieser Online-Umfrage, deren Ergebnisse hier veröffentlicht sind, gaben 32 Prozent an, ihren Lebensunterhalt mit WordPress zu bestreiten. 31 Prozent antworteten auf die entsprechende Frage mit „nein“ und weitere 37 Prozent nutzen die Antwortvorgabe, nach der sie einen Teil ihres Lebensunterhalts mit WordPress verdienen.
Der Anteil der Befragten, die angaben, von WordPress zu leben, lag 2015 noch bei 23 Prozent.
Breitangelegte Nutzer-Befragung seit 2015
Es ist das erste Mal, dass WordPress diese Statistiken veröffentlicht. Auch in den Jahren 2015 und 2016 hat eine solche Internetbefragung stattgefunden, so dass sich die Ergebnisse über die Jahre vergleichen lassen.
Die Nutzer von WordPress scheinen mit dem Blogsystem und CMS mitzualtern: Der Anteil der 20 bis 29jährigen Nutzer sank von 34 auf 28 Prozent wohingegen der Anteil der älteren Nutzer deutlich stieg. Deutlich wird dies in den Altersgruppen 60 plus (acht auf elf Prozent) und der 50-59jährigen (drei Prozentpunkte gestiegen im Vergleich zum Vorjahr).
Über ein Viertel der Umfrageteilnehmer kommt aus den USA, gefolgt, mit großem Abstand, von Indien (neun Prozent), Groß Britannien (fünf Prozent) und Deutschland (sechs Prozent).
Möglicherweise wird das Antwort- und Teilnahmeverhalten dadurch verzerrt, dass die Umfrage nur auf Englisch verfügbar war, was die Bereitschaft, den Onlinefragebogen auszufüllen in Ländern mit nichtenglischsprachiger Bevölkerung naturgemäß geringer werden lässt.
Was die Geschlechterverteilung angeht ist der Anteil der männlichen Nutzer mit um die 78 Prozent stabil geblieben. Der Anteil der Nennungen für „weiblich“ bei der Frage nach dem Geschlecht fiel 2017 im Vergleich zum Vorjahresergebnis von 17 auf 22 Prozent, wobei der Anteil an Nennungen für „keine Angabe“ etwas sank. Die übrigen Nennungen verteilen sich auf alternative Geschlechtsangaben wie „nonbinary“ oder „fluid„, die in den Onlinefragebögen von 2015 und 2016 nicht so vielschichtig als Antwortvorgaben und Antwortoptionen abgebildet waren.
Zugriff verstärkt mit Mobilgeräten
Während 2015 noch 95 Prozent bei der Frage „Mit welchem Gerät greifen Sie auf WordPress zu“ die Antwortvorgabe „Web“ anklickten, betrug dieser Anteil in den Befragungen in den Jahren 2016 und 2017 um die 55 Prozent. Allerdings wurde die Frage inhaltlich verändert. In der Version von 2015 konnten Geräte wie Andorid Mobiltelefon, iPhone, iPad oder Android Tablet angeklickt werden, wobei Mehrfachnennungen möglich waren.
2016 und 2017 hat man die Antwortvorgaben in Richtung Unterscheidung Mobilgerät versus Desktop/Notebook und Webzugriff versus Webanwendung beziehungsgweise App klarer unterschieden.
Apps oder auch Anwendungen für den Desktop spielen offenbar eine untergeordnete Rolle: Nur zwei beziehungsweise zwölf Prozent gaben an, auf diese Weise WordPress zu nutzen. Möglicherweise war den Probanden aber nicht klar, ob mit WordPress-Zugriff nur die Bearbeitung oder das Einloggen in das Backend gemeint war oder auch das normale Rezipieren von Inhalten in WordPress-Blogs. Einen Beitrag mit einem Umfang von 500 oder 1.000 Worten plus Grafiken und Bildern per Smartphone oder Tablet zu verfassen, dürfte einfach zu umständlich sein.
Nutzer sehen die Einfachheit und die Anpassbarkeit als Hauptvorteile
Als das Beste an WordPress nannten die meisten Teilnehmer die Einfachheit der Nutzung (49 Prozent) und die Erweiterbarkeit und Anpassungsfähigkeit (32 Prozent). Die Anteile dieser Nennungen sind über die Jahre in etwa gleich geblieben.
Als das Frustrierendste nannten die User wiederum auch die Plugins und Themes (27 Prozent im Jahre 2017), die entweder Konflikte erzeugen, inkompatibel sind oder aufgegeben wurden. Die Themen Updates oder Gefahr durch Hacker aufgrund von Sicherheitslücken scheinen für die meisten WordPress-User nicht relevant zu sein. Nur um die sechs Prozent nannten das als am frustrierendsten. Nach Performance und Geschwindigkeit wurde nicht gefragt bzw. es war keine derartige Antwortvorgabe implementiert.
Die typische WordPress-Installation: Anderes Theme, einige Plugins – fertig!
Was den Grad der Anpassung angeht, belassen es die meisten Anwender dabei, ein anderes Theme als das, das die Grundinstallation mitbringt, einzusetzen. 48 Prozent antworteten so auf eine entsprechende Frage.
Ein weiterer größerer Teil investiert viel in die Anpassung von Look and Feel des öffentlichen Teils, behält aber das Standard-Dashboard bei und nur fünf Prozent verändern Front- und Backend grundlegend.
2015 | 2016 | 2017 | |
Anderes Theme wird verwendet, einige Plugins wurden hinzugefügt. | 50% | 47% | 48% |
Viel Arbeit wurde investiert, der öffentliche Teil sieht völlig anders aus, das Dashboard ist das des normalen WordPress Interfaces. | 32% | 34% | 34% |
Es gab keine oder kaum eine Veränderung. | 12% | 13% | 12% |
Man würde auf den ersten Blick nicht vermuten, dass dies eine WordPress-Installation ist, alles wurde angepasst. | 5% | 6% | 5% |
Quelle: wordpress.org
Nutzer von WordPress nutzen die Anwendung für Blogs und Websites gleichermaßen
Zu einem Anteil von 35 Prozent gaben die Umfrageteilnehmer an, WordPress für Blogs zu verwenden, also so wie das System ursprünglich gedacht war. Dies hat sich in den Befragungswellen seit 2015 nur unwesentlich verändert.
Leicht gestiegen ist der Anteil derer, die angaben, WordPress zur Erzeugung einer Unternehmenswebsite zu verwenden. Damit ist WordPress auch das Mittel der Wahl, um Sites zu erstellen, die zunächst nichts mit der blogtypischen, chronologisch präsentierten Abfolge von Meinungsbeiträgen zu tun haben.
Weitere 23 Prozent klickten die Antwortvorgabe an, dass sie WordPress für ein Seitenprojekt oder ein Hobbyprojekt verwenden würden. Dies kann sowohl eine Site im Blogformat sein als auch eine Site, die aus eher statischen Inhalten besteht, die sich nicht so oft ändern.
Fazit
Es ist bekannt, dass WordPress einen sehr großen Anteil an Basistechnologie für Webseiten hat. Unabhängige Quellen gehen nun davon aus, dass 29 Prozent aller Websites weltweit auf WordPress basieren (Quelle: w3techs).
Damit ist WordPress als Anwendung der heißeste Kandidat für ein Open-Source-Gegengewicht zu kommerziellen Diensten wie Facebook, Twitter oder auch Youtube. Ansätze wie Diaspora oder Friendica blieben offensichtlich stecken.
Dennoch ist es für die Mehrzahl der Anwender heute immer noch wesentlich leichter, Inhalte auf den kommerziellen Social-Media-Plattformen zu veröffentlichen, auch wenn die aktuellen Nutzer gerade die Einfachheit als Hauptvorteil von WordPress sehen.
Diese befragten Nutzer dürften aber eher den Vergleich aus Webdesignerperspektive ziehen (und als Vergleichsgröße Joomla, Drupal, TYPO3 im Auge haben) und weniger aus der Sicht von nichtprofessionellen Usern, die nur gelegentlich Inhalte publizieren wollen, heraus urteilen.
Gerade die Kombination aus zahlenmäßig wenigen Inhalte beitragenden Nutzern und massiv vielen hauptsächlich rezipierenden Nutzern macht die Motivation aus, Facebook oder ähnliche Dienste zu nutzen.
Aus dieser Überlegung heraus wäre es nicht verwunderlich, wenn WordPress als Organisation hinter der Anwendung daran arbeiten würde, die Nutzer miteinander stärker zu vernetzen. Zumindest beim kommerziellen Arm von WordPress, bei wordpress.com (Automattic) ist dies bereits in Teilen realisiert. Hier können WordPress-Blogs abonniert werden, Beiträge können kommentiert und bewertet werden. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Profil beim kommerziellen Arm von WordPress.
Zunächst arbeitet WordPress aber dem Vernehmen nach mit Hochdruck an der Implementation eines intuitiveren Editors (Gutenberg-Projekt) und an der Anpassbarkeit des Aussehen über das grafische Userinterface (customizer). Damit dürfte WordPress dann noch stärker in Konkurrenz zu Homepagebaukästen treten, die sich ihrerseits immer mehr zu Ökosystemen für Onlinemarketing entwickeln.
Bei goneo ist WordPress das beliebteste Tool unter den clickStart-Anwendungen (eine Sammlung von Webanwendungen, die sich mit wenigen Klicks auf den Servern von goneo installieren lassen).
dass 29 Prozent aller Websites weltweit auf WordPress basieren – ich glaube sogar mehr