Die WordCamp Europe ist eine der größten WordPress-Meetings weltweit. Die Konferenz dreht sich um alle Aspekte von WordPress. Im Juni waren in Paris um die 2.000 Teilnehmer dabei.
Auf der offiziellen Seite findest du unter „Memories“ eine große Sammlung an Artikeln, die einige Teilnehmer in ihre Blogs geschrieben haben.
WordCamp Europe mit 2.000 WordPress-Enthusiasten
Einen sehr ausführlichen Bericht über die Gesamtveranstaltung gibt es unter https://www.wp-wartung24.de/wordcamp-europe-2017-in-paris-ein-rueckblick/.
Darin enthalten sind auch Verweise auf mitgeschnittene Sessions.
2/3 Code und Development, 1/3 People, Kommunikation und Business
Gefühlt zwei Drittel der Sessions drehte sich um Development.
Dazu zählen ganz profane Dinge wie Herausforderungen im Code bei der Migration auf PHP7, Sicherheitsaspekte und Design.
Das verbleibende Drittel beschäftigte sich mit den menschlichen Faktoren, genauer: Hier ging es um Business und die Community, die Basis der Zusammenarbeit und die Verfahrensweisen, aber auch die Position von WordPress in einem unfreier werdenden Web.
Neben den großen Sessions gab es sogenannte Tribe Meetups und Speed Networking Veranstaltungen.
Etwas geschlossener gab sich der Community Summit, der in das Event integriert war und für den so um die 150 Teilnehmer eingeladen waren.
Die Teilnehmer wurden offensichtlich aufgefordert, zunächst nichts über die Beschlüsse zu posten oder zu twittern.
Es gibt aber unter make.wordpress.com/summit inzwischen eine Zusammenfassung.
Parallel zum Konferenzprogramm luden Sponsoren zu Workshops ein.
People over code
Der Lead-Developmer Andrew Nacin berichtete in seiner Session, die er „People over Code“ nannte, von früheren Erfahrungen mit IT-Systemen während seiner Zeit in der US-Bundesverwaltung.
Er kam über den „overengineerten“ 400-Dollar-Mixer Juicero aus dem Silicon Valley über Conways Gesetz, nach dem System die Kommunikationsstrukturen einer Organisation vorzeichnen zu einigen klaren Ratschlägen, was in Entwicklungsprozessen beherzigt werden sollte.
Dabei ging es in erster Linie um Kommunikation, was er am Ende mit „Learn, connect, communicate“ zusammenfasste.
You are not your user
In einer anderen Session im Eiffel-Raum drehte es sich um Content, Informationsarchitektur, um prinzipielle Dinge und darum, in welche Komponenten Wissen und Information zerfällt, also um die Bedeutung der Beziehungen zwischen Kontext, Content und User.
Successfully writing is not ‚done‘ after publishing
In dieser Session gab es auch konkrete Schreibtipps: Wie entsteht ein Artikel, welche Schritt sind nötig, welche Tools gibt es? Es geht auch nach der Fertigstellung und Veröffentlichung darum, die Ergebnisse zu messen und Feedback einzuholen. Und, nicht zuletzt, wie man Inhalte wiederverwenden kann.
Insgesamt sei es „weniger um Inhalte (also die Vorträge)“ gegangen, „sondern viel mehr um die Leute und das Ambiente“, schreibt Marc Nilius in seinem Recap-Blogpost zum Event.
Der vielleicht politischste Beitrag kam von einer britischen Juristin und Webseitenbetreiberin, Heather Burns, deren Session auf eine Frage zurückging, die in der Community vor einiger Zeit gestellt wurde.
Wäre es für WordPress nicht an der Zeit, angesichts der immensen Verbreitung der Software als CMS, mehr Einfluss zu nehmen auf die Geschicke des Webs an sich und dort die Stimme zu erheben.
Die Grundfesten des freien Webs seien in Gefahr, so Burns.
Alleine schon durch den Brexit zerfällt der gemeinsame Wirtschaftsraum in ein Gebiet mit mehreren unterschiedlichen Regionen mit unterschiedlichem Recht.
Einfach mal als Europäer in England arbeiten, geht nach dem Brexit wohl nicht mehr, erst recht nicht mehr in den USA.
Dazu kommen die Diskussionen um die Netzneutralität und Datenschutz.
WordPress is a target
WordPress.com geriet ins Fadenkreuz von Groß Britanniens rechter Presse.
Es erscheinen kürzlich einige giftige Artikel, die WordPress Unterstützung von Terror vorwarfen, weil wordpress.com als kostenloses Kommunikationstool ebenso auch wie etwa Telegram auch von einigen Islamisten genutzt werde.
Natürlich spielte der neue WordPress-Editor Gutenberg eine Rolle, vor allem in der Q&A-Session mit Matt Mullenweg.
Zum Abschluss gab es eine nette Party im Park Bois de Boulogne.
Fazit
Die überregionalen WordPress-Veranstaltungen unterscheiden sich zu den lokalen grundlegend. Zu der reinen Vermittlung von Wissen in Vorträgen kommt ein gewisser Festival-Charakter hinzu. Man hat hier das große Ganze im Fokus.
Das Lineup bestand aus Speakern von Unternehmen, deren Businessmodell auf WordPress aufbaut. Doch auch das WordPress-Org-Personal war recht präsent.
Unter den Teilnehmern findet man Content-Produzenten, Blogger, Agenturen unterschiedlicher Größenordnung, dazwischen den einen oder anderen technischen Dienstleister.
Die Speaker bringen teils harte Fakten, teilweise aber eben auch Entertainment auf die Bühne.
Das allgemeine Setting war: Einer spricht, viele hören zu, am Ende gibt es ein paar Zuschauerfragen. Breakout-Möglichkeiten gibt es beim Essen, der Afterparty und anderen Get-togethers.
So kann man das WordCamp, das 2017 in Paris stattfand und 2018 in Belgrad stattfinden soll, als eine Art europäisches Klassentreffen der WordPress Coreuser beschreiben, das „eine Prozent von de 27 Prozent“, wie es an einigen Stellen hieß.
Es geht um das Zusammengehörigkeitsgefühl, um eine Identität, um eine gewisse Einigkeit.
Events dieser Größenordnung stehen nicht in Konkurrenz zu medial vermittelbaren Austauschmöglichkeiten (Webinare, Videokonferenzen).
Um diese zu erleben, muss man sich ins Flugzeug oder in den TGV setzen und sich zur Location gegeben.
Der Informationsaustausch ist dadurch internationaler, größer, aber eben auch informeller und persönlicher. Es ist aber faktisch unmöglich, alle Sessions zu besuchen.
Die Location, die Pariser Docks de Pullman im 18.Arrondissement sind für solche Events sehr gut geeignet, modern und groß genug. Der Ort ist nicht ganz zentral in Paris Mitte, aber sehr gut per Metro zu erreichen.
Klar, dass der Veranstalter den Takt und die Inhalte vorgibt, Dinge, die der WordPress-Dachorganisation wichtig sind, kommen auf die Agenda und tragen solche Events.
Diese großen Fragen werden, so macht es den Anschein, weniger von „unten nach oben“, sondern eher von „oben nach unten“ kommuniziert werden.
Offensichtlich zählen Fragen wie das Involvement der freiwilligen Entwickler aussehen soll, aber auch wie die Zukunftsvisionen in ein konkretes Projekt umgesetzt werden, zu diesen großen Fragen.