Plattformen, auf denen man kostenlos Inhalte veröffentlichen kann, sind toll, besonders wenn man sieht, dass die Zugriffe steigen und steigen. Manche Onlineangebote wie Youtube bezahlen User, die Inhalte einstellen dafür. Verlockend sind auch Marktplätze. Dort halten sich genügend kaufbereite User auf, denen man Produkte anbieten kann. Blöd nur, wenn veränderte Algorithmen die Sichtbarkeit herunterregeln oder technische Probleme dazu führen, dass man seine Produkte nicht mehr anbieten kann. Gut, wenn man eine eigene Präsenz im Web hat, um mit Kunden und Fans kommunizieren zu können.
Wer so um die 1.000 Zugriffe für seine Videos überschritten hat, bekommt mit einiger Wahrscheinlichkeit eine E-Mail von Youtube und wird dazu eingeladen, die „Monetarisierungsmöglichkeit“ zu nutzen.
Viele machen das nun seit einigen Jahren, sind erst zu Youtube-Stars geworden, und dadurch dann zu Geld gekommen. In Deutschland finden wir darunter Comedians wie Y-Titty, Leute, die Schmink- und Schönheitstipps geben wie Dagi Bee, Ebruza oder Bibi, Le Floid, der schon mal Merkel interviewen durfte oder Gronkh, der Videospiele spielt. Alle diese Stars haben Millionen Abonnenten. Zu den international großen gehören Jacksepticeye alias William McLoughlin mit 13 Millionen Abonnenten, sowie PewDiePie und Jim Sterling in ähnlicher Größenordnung.
Jetzt liest man Twitter-Tweets, in der sie sich über drastische Einbußen bei Youtube-Abrufen und Abonnenten beklagen. Das berichtet Golem unter Bezugnahme auf kotaku.com. Dreißig bis vierzig Prozent weniger, heißt es. Weniger Abrufe bedeuten weniger Geld durch die Beteiligung an den Werbeeinblendungen und den Klicks.
Die Youtuber führen das auf veränderte Algorithmen zurück, die andere Vorschläge als früher nach oben setzen, eventuell vielleicht nicht mehr so viele Let’s Play Geschichten zeigen wollen. Youtube dementiert das. Vielleicht macht sich so auch bemerkbar, dass Facebook mit seiner Videostrategie aufholt. Facebook kann inzwischen live Video, auf Instagram gibt es Snapchat-ähnliche Stories. Möglich, dass dies Aufmerksamkeit von Youtube abzieht. Aufmerksamkeit ist eine sehr begrenzte Ressource.
Die Youtuber, noch nicht mal die Stars, haben aber keine Kontrolle ob und wie sie auf der Plattform promotet werden. Wenn der Betreiber entscheidet, an den Algorithmen zu drehen, um selbst im Konkurrenzkampf zu bestehen, haben die Content-Lieferanten das Nachsehen.
Noch drastischer erfahren einige Onlinehändler, was es heißt, keine Kontrolle über die eigenen Inhalte zu haben. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit müssen einige mit ansehen, wie ganze Produktlisten in Onlinemarktplätzen gesperrt werden. Angeblich seien technische Probleme mit dem Zeichensatz aufgetreten. UTF-8 Zeichen, so zum Beispiel deutsche Umlaute in den Produktdaten-Files hätten Probleme bei der Bestellung erzeugt.
Was heißt das? Es ist gut, wenn man als Anbieter in solchen Situationen eine Alternative hat. Es ist wichtig, einen direkten Draht zum Nutzer aufbauen zu können, gerade dann, wenn der Hauptkanal ausfällt. So könnte mal als Händler noch hoffen, dass der eigene, selbst gehostete Onlineshop die Verluste minimieren hilft. Zumindest kann man reagieren und eine Adword-Kampagne starten, die das Schlimmste verhindert. Oder man kann – als Youtuber – über eine eigene Website mit den Fans kommunizieren kann, um mitzuteilen, wo und wann man demnächst wieder zu sehen ist. Tippt man den Namen eines Let’s Players in eine Suchmaschine, erscheinen eher Plattform- oder Social Media Treffer als eine eigene Website unter eigener Domain. Es gibt Ausnahmen, aber im Regelfall präsentieren sich die Leute sich und ihren eigenen Content zu wenig auf eigenen Seiten.
Hilfreich ist dabei immer, man hat eine eigene Präsenz im Web, unabhängig von den großen Plattformen und Social Media Networks. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die eigenr Domain. Domainnamen können zwar beschlagnahmt werden, wie eben wieder zu lesen war, aber das passiert im Rahmen einer Strafverfolgung durch staatliche Stellen, nicht durch willkürliche Änderungen der Algorithmen und der Sichtbarkeit.
Eine Antwort auf „Wenn Algorithmen die Sichtbarkeit killen: Besser man hat eine Alternative mit eigener Webpräsenz“